Der Beginn des Schweizer Kantönligeists – Eine historische Meisterleistung oder ein epischer Fehltritt?
Im Jahre 1415 gelang es den Eidgenossen, das Aargau zu erobern und die Habsburger zu vertreiben. Was damals als triumphaler Sieg gefeiert wurde, wirft heute, mehr als 600 Jahre später, einige Fragen auf. War es wirklich so klug, die Habsburger loszuwerden? Oder hat diese Entscheidung den legendären Schweizer Kantönligeist und zahlreiche Probleme verursacht?
Einige Historiker behaupten, die Eroberung des Aargaus sei ein Fehler gewesen und ein Schritt in die falsche Richtung. Die Eidgenossen wollten in erster Linie die Habsburger vertreiben, ohne grosses Interesse an dem Gebiet selbst zu haben. Das Aargau, damals wenig bedeutend und von zweifelhafter Attraktivität, wurde zum Streitpunkt und zum Zankapfel zwischen den Kantonen. So entstanden die ersten Keime des Kantönligeistes, der bis heute die Schweizer Politik prägt. Jeder Kanton pochte auf seine Unabhängigkeit und seine Rechte, was zu einem Flickenteppich aus Gesetzen, Normen und Eigenheiten führte.
Andere Stimmen verteidigen die Eroberung als strategisch klugen Schachzug. Das Aargau, so sagen sie, diente als nützlicher Puffer zwischen der Eidgenossenschaft und dem mächtigen Deutschland. Ohne das Aargau wären die Deutschen womöglich noch näher an der Schweiz und könnten stärkeren Einfluss nehmen. Ein Bollwerk gegen die nördlichen Nachbarn, das mehr Sicherheit und Stabilität versprach.
Heute müssen wir mit den Konsequenzen dieser historischen Entscheidung leben. War die Vertreibung der Habsburger wirklich der richtige Schritt? Oder hätten wir vielleicht doch eine bessere Lösung finden können, die den Kantönligeist weniger gefördert hätte?
Wie dem auch sei, es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen. Das Aargau, ob geliebt oder nicht, ist ein integraler Bestandteil der Schweiz. Er hat uns gelehrt, mit unseren Differenzen zu leben und trotz aller Eigenheiten zusammenzuhalten. Vielleicht ist genau das die Lektion, die wir aus der Eroberung des Aargaus ziehen sollten: Dass wir in unserer Vielfalt und unseren Unterschieden die Stärke der Schweiz finden können.
Ob die Habsburger uns wirklich so sehr im Weg standen, dass ihre Vertreibung notwendig war, lässt sich heute kaum mehr klären. Doch eines steht fest: Der Schweizer Kantönligeist ist lebendig und prägt unser Land bis heute. Und wer weiss, vielleicht wäre ohne die Eroberung des Aargaus die Schweiz nicht das, was sie heute ist – ein Land, das stolz auf seine Eigenständigkeit und Vielfalt ist, auch wenn der Weg dorthin manchmal steinig war.